Produzentenverband unterstützt Filmverband Südwest bei Stellungnahme zum Geschlossenen SWR Fundus

Stuttgart 04.11.2021

Stellungnahme - Geschlossener SWR-Fundus

Sehr geehrte Damen und Herren,

das Thema Nachhaltigkeit ist in den vergangenen Tagen aus den medienjournalisitischen Redaktionen nicht weg zu denken. Mit den neuen ökologischen Mindeststandards in Deutschland haben wir einen weiteren Schritt dafür getan, dass auch die Medienbranche die angestrebte Klimaneutralität der Bundesregierung aktiv umsetzen wird. Ganz vorne wird in den Pressemeldungen zur Initiative Green Motion dabei auch der SWR genannt, welcher sich seit 2015 bereits mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Dabei werden vor allem die szenischen Eigenproduktionen Tatort und Die Fallers ins Feld geführt. Ein Hauptgrund, warum diese Produktionen nachhaltiger als andere sind, ist dabei auch der eigene Requisitenfundus, welchen der SWR in Baden-Baden betreibt.

Seit einigen Wochen steht der Requisitenfundus in Baden-Baden keinen externen Produktionen mehr offen. Wo bisher die gesamte Filmbranche aus Baden-Württemberg und den angrenzenden Ländern geliehen hat, müssen nun Fundus in München oder Köln herhalten. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist dies nicht, da nun für eine Produktion am Oberrhein mehrere Ladungen Möbel und Requisiten mit dem LKW aus Köln oder München angefahren werden müssen. Dies hat zur Folge, dass mehrere freie Produktionen, welche ohnehin mit knappen Budgets kämpfen, nun erheblich mehr Aufwand betreiben müssen, zusätzliche Kosten haben und sich daher auch umgehend bei den einschlägigen Branchenverbänden gemeldet haben.

Und auch im benachbarten Ausland schlägt die Schließung Wellen: Die Agence Culturel Grand-Est hatte umgehend mehrere Produktionen, die nun in Paris Requisiten leihen müssen, statt im grenznahen Baden-Baden. Und auch der französische Verband der Szenenbildner:Innen bedauert diese Entscheidung sehr und betont, auch die Konsequenzen in der Branche, die durch die Schließung folgen, nochmals genau zu prüfen.

Vordergründig steht eine zu dünne Personaldecke als Argument im Raum; wer sich aber auskennt, weiß, dass andere Landessender sich keinen eigenen Fundus mehr leisten. Unsere Befürchtung ist, dass mittelfristig gar kein eigener Fundus mehr betrieben werden soll, im Zuge einer Sparpolitik. Dies würde bedeuten, dass man privatwirtschaftlich organisierte Fundus nutzen müsste, diese Angebote gibt es in Baden-Württemberg aber nicht. Selbst im Kamera- und Lichtbereich schaffen es die existierenden Verleiher gerade so, sich mit den Projekten über Wasser zu halten und diese benötigen deutlich weniger Lagerfläche und Infrastruktur. Ein privatwirtschaftlicher Fundus wäre in Baden-Württemberg nicht lukrativ, bei der geringen Menge an Projekten.

Der Filmstandort Baden-Württemberg ist strukturell sehr viel schwächer aufgestellt als andere vergleichbare Standorte, das war ein Ergebnis der Filmkonzeption der Landesregierung. Der SWR hat als Landessender dabei auch eine gewisse Verantwortung für die Branche in der Region - und mit der Schließung des Fundus wird der Standort für Produktionen nur noch weiter geschwächt. Und das nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch im grenznahen Raum, der Eurometropole Straßburg und der Region Grand-Est.

Den Fundus könnte der SWR sogar in seine Kommunikation zum Thema Nachhaltigkeit mit einbinden, da dies ein Fallbeispiel ist, wie der SWR aktiv, nachhaltig in die Branche hinein wirkt und dies eben nicht nur durch ausgestaltung grüner Vertragskriterien. Um den Bogen zurück zu den Ökologischen Mindeststandards zu machen, dort gibt es folgendes Kriterium:

Kulissen, Dekorationsobjekte und Materialien sollen mehrfach verwendet werden. Dies kann z.B. durch Lagerhaltung, Leih-Miete oder Second-Hand-Nutzung geschehen. Eine Kreislaufwirtschaft wird angestrebt.

Daher appellieren wir an die entsprechenden Verantwortlichen, ihre Entscheidung zu überprüfen und den Fundus personell wieder so aufzustellen, dass externe Anfragen bedient werden können, um diese angestrebte Kreislaufwirtschaft auch in Baden-Württemberg weiter umsetzen zu können.

Vielen Dank!
Mit freundlichem Gruß

Unterzeichner*innen:

  • Association des Décorateurs de Cinéma (ADC)

  • Association Métiers associés du décor (MAD)

  • Bundesverband Green Film & TV Consultants (GCD)

  • Filmverband Südwest (FVSW)

  • Produzentenverband (PV)

  • Verband der Berufsgruppen Szenenbild und Kostümbild (VSK)

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