SICHERUNG EINES VIELFÄLTIGEN KINDERFILMANGEBOTES BEI DER REFORM DER FILMFÖRDERUNG DES BUNDES: WARUM EINE FÖRDERJURY KINDERFILM UNVERZICHTBAR IST
Position
25. Juli 2025
Sehr geehrte Frau Kulturstaatsministerin Roth,
wir begrüßen die Reform der Filmförderung des Bundes und würdigen die Fortschritte insbesondere bezüglich des Steueranreizmodells sowie die Möglichkeit der Beteiligung am Reformprozess mittels Stellungnahmen und Gesprächsrunden wie am 9./10. Juli in Berlin.
Die Komplexität des Vorhabens ist hoch und der Druck, zu einem Ergebnis zu kommen, angesichts der fortschreitenden Zeit ebenso. Bei der Vielzahl der aktuell zu verhandelnden Themen sehen wir das Risiko, dass der Verlust eines vielfältigen Kinderfilmangebotes zum Kollateralschaden der Reform wird.
Daher möchten wir gemeinsam, zusammengefasst die Argumente für eine Verankerung einer Förderjury Kinderfilm (Entwicklung, Produktion) mit eigenem Etat in der Richtlinie für die jurybasierte Filmförderung des Bundes vorbringen:
Film ist Teil der Unterhaltungsindustrie, aber ebenso hochsubventioniertes Kulturgut. Zur Einhaltung der Grundrechte auf Teilhabe und Generationengerechtigkeit sind wir dazu verpflichtet, die Belange und Interessen von Kindern in der Förderpraxis ausreichend zu berücksichtigen.
→ Die steuerfinanzierte, kulturelle Kinderfilmförderung (1979 ins Leben gerufen und seit 2005 in Kooperation von BKM und dem Kuratorium junger deutscher Film, KjdF, durchgeführt) ist beispielhaft dafür. Sie hat einen erheblichen Beitrag zu einem vielfältigen, qualitativ hochwertigen Kinderfilmangebot geleistet. Es sind Filme gefördert worden, die sich sowohl im Kino als auch auf weiteren Plattformen als repertoirefähig und somit langlebig erweisen und ihr Publikum erreichen. Gemessen an Festivalteilnahmen und Preisen waren Auf Augenhöhe2017 und Mission Ulja Funk 2023 die kulturell erfolgreichsten deutschen Filme. Aktuell werden z.B. Grüße vom Mars und Sieger Sein weltweit auf Festivals gezeigt und sind damit Aushängeschild für die deutsche Filmkultur.
→ Somit erfüllt diese Förderung eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe und hat zudem eine Leuchtturmfunktion. Da sich gemäß der aktuellen Richtlinienentwürfe das KjdF fortan auf die Talentfilmförderung fokussieren soll und keine eigenständige Förderjury Kinderfilm vorgesehen ist, wird nun beides in Frage gestellt und in der Folge die Vielfalt des Filmangebotes für Kinder aufs Spiel gesetzt.
Die jurybasierte Filmförderung des Bundes wird ab 2025 die einzige selektive Förderung sein, die nicht regional gebunden ist. Es ist mit einem sehr hohen Antragsvolumen zu rechnen.
→ Um aus der Fülle an Anträgen die Projekte auszuwählen, die geeignet sind, die künstlerisch- kreative Qualität und Innovationskraft des deutschen Kinofilms zu steigern, ist Expertise gefragt. Der Kinderfilm bedarf wie der Dokumentarfilm besonderer Expertise.
→ EineFörderjuryKinderfilm, die zwei- oder nach Bedarf dreimal im Jahr tagt, würde die weiteren Jurys für Entwicklungs- und Produktionsförderung entlasten und zudem das Risiko vermeiden, dass Filmvorhaben für Kinder in Konkurrenz zu allen anderen Filmprojekten marginalisiert werden und nicht ausreichend Berücksichtigung finden.
Im Sinne einer kulturellen Vielfalt des Films in Deutschland für alle Altersgruppen hoffen wir, dass unsere Argumente Gehör und in der Überarbeitung der Richtlinie für die jurybasierte Filmförderung des Bundes Berücksichtigung finden.
Für Rückfragen und weiteren Austausch stehen wir Ihnen und Ihren Mitarbeiter*innen selbstverständlich gern zur Verfügung.
gez.:
Förderverein Deutscher Kinderfilm e.V. (FDK)
Der Vorstand
AG Filmfestival
Der Vorstand
AG Kino – Gilde der deutschen Filmkunsttheater e.V.
Dr. Christian Bräuer, Vorstandsvorsitzender
AG Verleih – Verband unabhängiger Filmverleiher e.V.
Der Vorstand
Bundesverband Jugend und Film e.V. (BJF)
Reinhold T. Schöffel, Geschäftsführer
Bundesverband Regie (BVR)
Der Vorstand
Deutsches Kinderhilfswerk
Kai Hanke, Geschäftsführer
Deutsches Kinder- und Jugendfilmzentrum (KJF)
Christian Exner, stellv. Leiter
Hauptverband Deutscher Filmtheater HDF KINO e.V.
Christine Berg, Vorstandsvorsitzende
Produzent*innenverband e.V.
Ingo Fliess, Vorstand
Queer Media Society
Kai S. Pieck, Leitung Sektion Film/TV/Web/Radio
Verband für Film- und Fernsehdramaturgie e.V. (VeDRA)
Dr. Enrico Wolf, Vorstandsvorsitzender